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Pressemitteilung

Medikamentenversorgung sichern!

„Ein Menschenversuch mit ungewissem Ausgang“

Apotheker Wolfgang Reitter

Auf Einladung der Dachauer ÖDP stellte Apotheker Wolfgang Reiter am 13. März in Altomünster schonunglos die Situation der Arzneimittelversorgung in Deutschland dar. Knapp 20 Personen hatten den Weg in die Brauereigast­stätte Maierbräu gefunden und verfolgten interessiert den Vortrag.

Als Ursache für die Lieferengpässe hat Wolfgang Reiter die Einführung der Rabattverträge identifiziert. „Mit der Einführung von Rabattverträgen wurde versucht, das Preisniveau von Arzneimitteln in Deutschland zu senken. Krankenkassen sprechen von Einsparungen von 10% pro Jahr durch die Mechanismen des freien Marktes durch Rabattverträge. Was aber alle übersehen haben: Werden die Preise zu niedrig, verdienen Hersteller nichts mehr daran und steigen aus der Produktion aus. Bei Kinderarzneimitteln gibt es aus diesem Grund oft nur noch ein, zwei oder drei Hersteller, was die Versorgungssicherheit extrem gefährdet“, so Reiter.

Auf diese Weise sind die Rabattverträge dafür verantwortlich, dass mittel­ständische Hersteller von Großkonzernen aufgekauft wurden und jetzt nicht mehr zur Verfügung stehen. Dadurch sind deutsche Produktionsstätten verloren gegangen mit der Konsequenz, dass sich Deutschland heute in einer gefährlichen Abhängigkeit von Lieferungen vor allem aus China und Indien befindet. Zu verantworten haben das alle Gesundheitsminister der letzten 15 Jahre unter Mitwirkung fast aller Bundestagsparteien.

Bei Kinderarzneimitteln ist bereits seit Mai 2022 (!) die Versorgung mit Fiebersäften, Antibiotika und Durchfallmitteln nur noch sehr eingeschränkt möglich. Aber auch Medikamente für Erwachsene fehlen. Bronchien­erweiternde Mittel wie Salbutamol waren zum Jahreswechsel nicht lieferbar, ebenso wie zahlreiche Insuline und andere Antidiabetika. Blutdrucksenker, Lipidsenker, Magensäureblocker und auch starke Schmerzmittel wie z.B. die Opiumtinktur sind zur Zeit nicht lieferbar.  „Aktuelle Meldungen über Verbesserungen der Versorgung täuschen darüber hinweg, dass die Medikamente immer genau dann fehlen, wenn sie gebraucht werden. Es hilft halt nicht, wenn z.B. Heuschnupfenmittel erst wieder im Herbst verfügbar sind“, so Wolfgang Reiter.
Reiter wies auch darauf hin, dass Dauerpatienten aufgrund der Rabatt­verträge ihre Medikamente von ständig wechselnden Herstellern bekommen. Damit steigt die Gefahr von Verwechslungen von Arzneimitteln. Außerdem wirken Medikamente verschiedener Hersteller mit gleichem Wirkstoff nicht immer exakt gleich. „Ich sehe das System der Rabattverträge daher als Menschenversuch mit ungewissem Ausgang. Dabei sollten doch Versorgungs- und Arzneimittelsicherheit an erster Stelle stehen“, so Wolfgang Reiter.

Reiter empfahl als Abhilfe die Wahl der ÖDP bei kommenden Wahlen. Die ÖDP fordert die Abschaffung der Rabattverträge, die Senkung der Mehr­wertsteuer auf Arzneimittel und die Stärkung der inhabergeführten Apotheke.

Die nächste Gelegenheit, ÖDP zu wählen, gibt es bei der Europawahl am 9.Juni. Bei dieser Wahl gibt es keine Prozenthürde. Die ÖDP ist derzeit mit einer Abgeordneten im Europaparlament vertreten.

Zum Referenten: Der 60-jährige Apotheker Wolfgang Reiter ist gesundheits­politischer Sprecher der ÖDP Bayern und hatte im Oktober 2022 ein Fernsehteam von QUER  in seiner Apotheke, um auf die Missstände bei der Arzneimittelversorgung aufmerksam zu machen.

Lydia Bartmann / Dagmar Hamberger
Kreisvorsitzende
ÖDP Dachau

Foto: Apotheker Wolfgang Reiter

Autor/in:
Adrian Heim
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