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Antrag / Anfrage / Rede

Antrag auf flächendeckende Verteilung von Jodtabletten an alle Haushalte als Minimalschutz bei einem Super-GAU eines Atomkraftwerkes

Sehr geehrter Herr Landrat,

die Reaktorkatastrophe in Fukushima hat zu einer Neubewertung der Risiken der Atomkraft in Deutschland geführt. Fukushima zeigt nicht nur die Grenzen der Beherrschbarkeit der Atomkraft, sondern auch die Schwierigkeit der Katastrophenbewältigung und des Schutzes der Bevölkerung.

Die ÖDP Kreistagsfraktion stellt daher folgenden Antrag:

Alle Haushalte werden mit Jodtabletten versorgt, damit diese nicht erst in Ausgabestellen abgeholt werden müssen, falls sich in einem Atomkraftwerk ein Super-GAU ereignet. Außerdem muss an alle Haushalte ein Faltblatt mit Hinweisen für richtiges Verhalten im Ernstfall verteilen werden.

Begründung:

Auch in Deutschland muss jederzeit mit einem Super-GAU und damit der Freisetzung großer Mengen von Radioaktivität, gerechnet werden. Die Atomunfälle in Japan zeigen, dass selbst bei höchsten technischen Sicherheitsstandards ein Restrisiko bestehen bleibt. Diese Gefahr ist auch mit der vorläufigen Abschaltung der ältesten Reaktoren in Deutschland nicht gebannt.

Es ist unmöglich, die Bevölkerung vor allen gesundheitlichen Auswirkungen eines Super-Gaus zu schützen. Trotzdem muss man Maßnahmen für einen Minimalschutz treffen. Die Jodprophylaxe zum Schutz vor der gefährlichen Anreicherung von radioaktivem Jod 131 in der Schilddrüse, durch das Schilddrüsenkrebs verursacht wird, gehört dazu - ebenso wie die Information über vernünftiges Verhalten im Falle eines Atomunfalls.

Um den Schutz vor radioaktivem Jod zu erreichen, ist es notwendig, Jodtabletten einzunehmen, bevor das radioaktive Jod eingeatmet wird. Wie der Presse zu entnehmen ist, lagert der Freistaat Bayern Jodtabletten zentral in drei großen Depots in Schwaben, Unterfranken und in der Oberpfalz. Der Landkreis Dachau liegt aber nur ca 80 Kilometer von den Reaktoren in Ohu und Gundremmingen entfernt. Wir befürchten, dass im Falle eines großen Atomunfalls die Jodtabletten im Landkreis Dachau nicht schnell genug zur Verteilung an die Bevölkerung zur Verfügung stehen. Um die rechtzeitige Verfügbarkeit der Jodtabletten sicherzustellen, fordert die ÖDP, die Tabletten dezentral in den Haushalten zu lagern. Das vermindert auch die Gefahr, sich beim Weg zu den offiziellen Ausgabestellen radioaktiver Strahlung auszusetzen. Reservetabletten für verlorengegangene Tabletten sollten dezentral im Landkreis vorgehalten werden.

Wir sind uns bewusst, dass der einzig wirksame Schutz vor einem kerntechnischen Unfall der Ausstieg aus dieser nicht zu verantwortenden Technologie ist. Solange aber in Deutschland und in den Nachbarländern Atomkraftwerke in Betrieb sind oder Brennstäbe in abgeschalteten Reaktoren noch in Abklingbecken lagern, solange muss im Rahmen des Katastrophenschutzes für den bestmöglichen Schutz der Bevölkerung vorgesorgt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Mechthild Hofner
ödp Kreistagsfraktion

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